Berichtsheft im Auslandspraktikum: Was gilt hier?

Ein Auslandspraktikum während der Ausbildung ist eine fantastische Erfahrung. Du lernst eine neue Kultur kennen, verbesserst deine Sprachkenntnisse und sammelst wertvolle berufliche Eindrücke. Doch was bedeutet der Auslandsaufenthalt für dein Berichtsheft? Musst du es weiterführen und wenn ja, wie? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Ja, das Berichtsheft muss weitergeführt werden!

Auch wenn du tausende Kilometer von deinem Ausbildungsbetrieb entfernt bist: Das Auslandspraktikum ist ein offizieller Teil deiner Ausbildung. Daher musst du auch für diese Zeit dein Berichtsheft lückenlos führen. Die Pflicht zur Dokumentation deiner Tätigkeiten und Lerninhalte besteht uneingeschränkt weiter.

Das Berichtsheft dient auch hier als Nachweis gegenüber der zuständigen Kammer (IHK/HWK), dass du relevante Ausbildungsinhalte vermittelt bekommen hast. Ohne diese Dokumentation könnte der Auslandsaufenthalt möglicherweise nicht als Teil deiner Ausbildungszeit anerkannt werden.

In welcher Sprache muss ich das Berichtsheft schreiben?

Das ist die häufigste Frage und die Antwort ist meistens eindeutig:

Das Berichtsheft wird in der Regel auf Deutsch weitergeführt.

Dein offizieller Ausbildungsnachweis wird in Deutschland bei einer deutschen Kammer eingereicht und von deutschsprachigen Prüfern kontrolliert. Daher müssen die Einträge für sie verständlich sein.

Stell dir vor: Du bist in einer Werkstatt in Spanien und lernst, wie man eine spezielle Motor-Diagnose durchführt. Deine Aufgabe ist es, diesen Lernprozess auf Deutsch zu beschreiben.

• Tätigkeit: "Durchführung einer Motordiagnose an einem Diesel-Fahrzeug"
• Beschreibung: "Unter Anleitung eines spanischen Kollegen habe ich gelernt, das Diagnosegerät des Herstellers SEAT zu bedienen. Ich habe den Fehlerspeicher ausgelesen, die Live-Daten des Luftmassenmessers analysiert und ein defektes AGR-Ventil als Ursache für den Leistungsverlust identifiziert."

Was ist mit Fachbegriffen in der Landessprache?

Es kann sehr sinnvoll sein, wichtige Fachbegriffe zusätzlich in der Landessprache (und auf Deutsch) zu nennen. Das zeigt, dass du auch die fremdsprachige Fachterminologie lernst.

Beispiel (im Bereich Hotellerie in Frankreich): "Einweisung in das Reservierungssystem: Annahme einer Zimmerreservierung (une réservation) per Telefon und Eingabe der Gästedaten in die Hotelsoftware."

Wer unterschreibt das Berichtsheft im Ausland?

Dein deutscher Ausbilder kann deine Tätigkeiten im Ausland nicht kontrollieren. Daher muss dein Betreuer im ausländischen Praktikumsbetrieb die Berichte unterschreiben. Er bestätigt damit, dass du die beschriebenen Tätigkeiten auch wirklich ausgeführt hast.

Wichtige Schritte vor der Abreise:

1. Kläre das Vorgehen mit deinem Ausbilder: Besprich, wer dein Ansprechpartner im Ausland ist und wie die Unterschriftenregelung gehandhabt wird.
2. Informiere deinen Betreuer im Ausland: Erkläre ihm vorab, was ein Berichtsheft ist und warum seine Unterschrift wichtig ist. Zeige ihm am besten ein Beispiel.
3. Nutze eine digitale Lösung: Ein digitales Berichtsheft ist für ein Auslandspraktikum ideal. Du kannst deine Berichte online schreiben und dein Betreuer vor Ort kann sie digital unterzeichnen. Das erspart das umständliche Hin- und Herschicken von Papierdokumenten.

Was gehört inhaltlich ins Heft?

Neben den rein fachlichen Tätigkeiten solltest du im Auslandspraktikum auch interkulturelle und sprachliche Lernerfahrungen dokumentieren. Das macht deine Berichte besonders wertvoll.

Mögliche Inhalte:

• Fachliche Tätigkeiten: Welche neuen Maschinen, Techniken oder Arbeitsabläufe hast du kennengelernt?
• Sprachliche Entwicklung: Welche neuen Fachbegriffe hast du gelernt? Musstest du Kundengespräche in der Fremdsprache führen?
• Interkulturelle Erfahrungen: Gibt es andere Arbeitsweisen oder eine andere Unternehmenskultur? Was sind die Unterschiede zu deinem deutschen Betrieb?

Vorbereitung ist alles

Bevor du ins Ausland gehst, solltest du unbedingt ein Gespräch mit deinem Ausbilder und idealerweise auch mit dem Ausbildungsberater deiner Kammer führen. Klärt gemeinsam die genauen Anforderungen an das Berichtsheft während deines Praktikums.

Fazit: Das Berichtsheft ist auch im Auslandspraktikum ein treuer und wichtiger Begleiter. Führe es lückenlos auf Deutsch, dokumentiere deine vielfältigen Erfahrungen und sorge für eine klare Unterschriftenregelung mit deinem Betreuer vor Ort. So stellst du sicher, dass dein Abenteuer im Ausland auch offiziell als wertvoller Teil deiner Ausbildung anerkannt wird.